Sonntag, August 31, 2003

Privatisierung: Sicherheit

Sicherheit wird heute oft nicht richtig verstanden: alle wollen sie haben, aber nur wenige merken dass Sicherheit viel Geld und Zeit kostet. Die letzten beiden Werte lassen sich nicht mit der Privatwirtschaft vereinbaren, weil sie den Gewinn schmälern.

Sicherheit und Privatisierung vertragen sich nicht. Die neuste Entwicklung in Richtung Privatisierung möglichst vieler Dienstleistungen führt durch die angestrebte Gewinnmaxmierung zwansläufig zu einem Sicherheitsdefizit. Dem BAZL ist dieser Effekt offenbar nicht bewusst gewesen, weshalb nun André Auer seinen Posten Räumen muss und Bundesrat Leuenberger gerügt wird - zurecht !

Eigentlich hätte sie es merken müssen, denn es gibt genügend Beispiele von der Bahn, die zuerst mit der rigorosen Privatisierung begonnen hatte:

  • Paddington Crash (5. Okotber 1999)

    Ablauf:
    Ein Vorortszug verlässt die Paddington Station, überfährt ein auf Rot stehendes Signal und kolidiertbei mit einem einfahrenden Schnellzug. Es werden 31 Menschen getötet und 500 verletzt.



    Was war falsch gelaufen:

    + Das Signal war schlecht sichtbar und wurde seit seiner Aufstellung bereits mehrere Male überfahren. Generell ist die Ausfahrt von Paddington Station sehr unübersichtlich. Die damals noch private Besitzerin der Gleise Railtrack unternahm nichts zur Beseitigung des Sicherheitsmangels.

    + Die Ausbildung des Lokführers des Vorortzuges war mangelhaft.

    + Der Ausbildung des Stellwerkbeamte war mangehaft, so dass er nicht die notwendigen Sofortmassnahemen einleitete nachdem der Vorortszug das rote Signal überfahren hatte. Er hätte sonst den Unfall eventuell noch verhindern können.

    Alle unterlassenen Massnahmen hätten bei einer privatwirtschaftlichen Institution Kosten verursacht !



  • Unfall Brühl

    Ablauf:
    Ein Zug wurde wegen Bauarbeiten auf das Gleis der Gegenrichtung umgeleitet. Der Lokführer beschleunigte fälschlicherweise auf der nur für 40 km/h zu gelassenen Strecke und entgleist mit 120 km/h hinter einer Weiche. Die Komplexität der Singalisierung geht am besten aus diesen Seiten hervor, wo die Signalisation aus Sicht des Lokführers gezeigt wird.

    Es werden 9 Menschen getötet und 149 verletzt.



    Was war falsch gelaufen:

    + Die Konzept der Baustelle war schlecht angelegt

    + Die Signalisation der Baustelle entsprach nicht den Vorschriften

    + Der Triebfahrzeugführer hatte eine mangelhafte Qualifikation: nachdem er mehrere Male die Prüfungen bei der Bundesbahn nicht bestanden hatte wurde er bei einer Privatbahn ausgebildet, die ihn wiederum an die Bundesbahn vermietete.

    + Der Lokführer war nicht streckenkundig

    + Der Stellwerkbeamte führte nicht die geforderte Kommunikationen aus, die ev den Unfall hätten verhindern können.

    Dieser Unfall hat eigentlich zwei Hauptursachen:
    1) Das Geld wurde gespart un einen ordentlich ausgebildeten Lokführer an zu stellen
    2) Die Privatisierer unterschätzten die Komplexität des Systems "Eisenbahn".


Beide oben beschriebene Unfälle gehen ganz klar auf das Konto "Privatisierung". Die Schwierigkeit ist einerseits zu verhindern, das Geld auf Kosten der Sicherheit gespart wird und anderseits die vielen neu entstandenen Schnittstellen zwischen den einzelnen Teilen der Privatisierung richtig funktionieren. Die Privatisierung verlangt deshalb ganz klar nach verstärkten staatlichen Aufsichtbshörden. Es bleibt am Schluss nur noch die Frage, ob dann die ganze Privatisierung der Volkswirtschaft ein Gewinn bringt.

Die neusten Untersuchungen sagen ganz klar nein !

Links zum Thema:
Privatisierungswahnsinn

Wer bis jetzt gelesen hat, denkt vielleicht, dass ich überhaupt nicht Libral bin und am liebsten eine soziale Staatswirtschaft hätte. Dem ist eigentlich nicht so. Ich mag durchaus Wettbewerb und rationelle Arbeit. Wir sollten uns aber auch den Grenzen der Marktwirtschaft bewusst sein. Die Schweiz hat diesen Kompromiss bis jetzt gut gefahren, lässt sich aber nun durch die globale Modeerscheinung "Privatisierung" mitreisen.



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